Wo Markenware kein Geld kostet - shz
von Karin Petersen-Nißen
Die Kleiderbörse im Graukloster lockt immer mehr Besucher an. Die Organisation übernehmen Ehrenamtler.
Schleswig | Es darf gestöbert werden im Graukloster des Rathauses. Mäntel, Abendkleider, Mützen, Schals, Pullover und noch viel mehr – die Besucher finden alles für ihre Garderobe. Vier Mal im Jahr findet hier die Tauschbörse für Kleidung statt, so auch am vergangenen Sonnabend. „Die Leute entdecken hier ganz neue und hochwertige Stücke, müssen aber nicht dafür bezahlen. Es wird ja getauscht“, sagt Karin Petersen-Nißen, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Gemeinsam mit einem Team von zehn Ehrenamtlichen organisiert sie das bunte Treiben.
Im alten Gemäuer werden die Kleidungsstücke mit großer Sorgfalt angeordnet und präsentiert. Die Atmosphäre des Raumes trägt maßgeblich zum Charakter der Veranstaltung bei. Wenn sich die Besucher dicht drängen und aus einer Box im Hintergrund leise Weihnachtsmusik klingt, erinnert das ein wenig an ein gut besuchtes Modegeschäft. „Wir wollen hier keinen Ramsch, das ist uns wichtig“, erläutert Petersen-Nißen. Wer etwas zum Tauschen mitbringt, muss darauf achten, dass es sauber, gewaschen und gut riechend ist. Waren aus dem Discounter sind tabu.
Das Konzept geht auf: Mittlerweile gibt es eine größere Zahl von Besuchern, die immer wieder kommen. Manche von ihnen bleiben gleich mehrere Stunden, denn es gibt am Rande auch Kaffee und Kuchen. Neben der Suche nach dem nächsten Teil für den Kleiderschrank gibt es also ausreichend Gelegenheit, bei einem Plausch soziale Kontakte zu knüpfen oder zu pflegen.
Sabine Hinze etwa hat die Tauschbörse vor einem Jahr für sich entdeckt und kommt seither regelmäßig. „Es ist erstaunlich, dass man hier teilweise richtig edle Marken findet“, berichtet sie. Elke Naue ist zum ersten Mal hier, eine Freundin hat sie auf die Idee gebracht. „Mir gefällt es, dass Sachen weiter getragen werden. Und die lieben Mitarbeiterinnen kümmern sich toll um alle“, sagt sie.
Die Leitung des ehrenamtlichen Teams hat Gabriele Franke. Sie war es auch, die vor fünf Jahren die Idee für die Veranstaltung hatte. „Meine Tochter und ich hatten solche Märkte in Hamburg und Flensburg gesehen. Die Idee der Nachhaltigkeit hat uns so gut gefallen, dass wir so etwas auch nach Schleswig holen wollten“, erzählt Franke. Als sie an Petersen-Nißen herantrat, bekam sie sofort volle Unterstützung von der Gleichstellungsbeauftragten. Während es in der ersten Zeit noch etwas schleppend lief, sind die Besucherzahlen inzwischen stetig gestiegen. Mittlerweile hat Fabian Mitschker das Team als erster Mann ergänzt. Bisher sind es vor allem Frauen, die zum Stöbern und Plauschen herkommen. „Gemeinsam wollen wir es aber schaffen, dass auch mehr Männer und jüngere Leute die Tauschbörse kennenlernen“, sagt Mitschker.
– Quelle: https://www.shz.de/21993137 ©2018