Fälle, wie z.B. erst kürzlich die Entführung einer Rendsburgerin, zeigen, Gewalt gegen Frau ist nach wie vor ein aktuelles Thema – auch hier vor Ort. In Deutschland hat jede 3. Frau körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt – jede 4 Frau ist von Partnerschaftsgewalt betroffen. Das sind mehr als 12 Millionen gewaltbetroffene Frauen. Die Gewalt ist von außen nicht immer sichtbar. Sie findet im Verborgenen und dennoch direkt im Haus nebenan statt. Gewalt hat viele Gesichter. Sie reicht von der täglichen beleidigenden Demütigung durch den eigenen Ehemann über die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, den sexuellen Übergriff durch einen guten Bekannten bis hin zum Femizid, der Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. In Schleswig- Holstein gab es im letzten Jahr 7 vollendete und 3 versuchte Femizide. Geschlechtsspezifische Gewalt ist Ausdruck historisch gewachsener Machtverhältnisse - ein gesellschaftlicher Missstand, der alle angeht. Es ist ein Mythos zu glauben, dass nur eine ausgewählte Bevölkerungsgruppe davon betroffen ist. Diese Form von Gewalt passiert unabhängig von Nation, Kultur, Religion, Bildungsgrad und sozialer Herkunft sowohl in Friedenszeiten als auch in bewaffneten Konflikten.

Weltweit werden zum 25.11., dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, Aktionen durchgeführt, um die Bevölkerung für diese Problematik zu sensibilisieren und Betroffene zu erreichen. Im Kreis Schleswig- Flensburg engagiert sich auch in diesem Jahr wieder ein starkes Bündnis unterschiedlicher Institutionen – allen voran „Bündnis Frau“ als Organisations-Team - für ein gewaltfreies Leben. Damit trägt Bündnis Frau ganz wesentlich zur regionalen Umsetzung der Istanbul Konvention bei. Immer wieder kommen neue Akteur*innen und mit ihnen auch neue Ideen hinzu.

Regional bekannt ist inzwischen die Aktion „Orange your City“, eine Kampagne, die ein deutliches Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen will. Für 16 Tage - vom 25.11. bis zum 10.12., dem Tag der Menschenrechte, werden orangene Zeichen gesetzt. Nach Auskunft von „UN Women New York“ [1]ist „Orange“ die offizielle Kampagnenfarbe, weil sie Frauen und Mädchen eine bessere oder leuchtende Zukunft („a brighter future“) versprechen soll. Die einheitliche Farbe soll all diejenigen verbinden, die sich gemeinsam und weltweit für dieses Ziel einsetzen. Darüber hinaus ist Orange eine gängige Warn- und Signalfarbe, weil sie durch ihren Gelbanteil viel besser sichtbar ist als zum Beispiel Rot. Der Farbe Orange vermittelt also gleichzeitig Gefahr und Hilfe. Diese Ambivalenz prädestiniert sie für „Orange your City“. Es geht hier schließlich nicht allein darum, Aufmerksamkeit für eine weltweite Bedrohungslage zu schaffen, sondern um konkrete Hilfe und Solidarität für betroffene Frauen.

Regional ermöglicht das Stadtmarketing Schleswig für diesen Zeitraum eine orangene Stadtbeleuchtung - und das ganz ohne zusätzliche Energiekosten!

Kreisweit werden in diesem Jahr über zehn Bänke in knalligem Orange an zentralen Plätzen aufgestellt. Neben anderen Akteur*innen, wie der Weisse Ring und Zonta, ist die Aktion vor allem durch die tatkräftige Unterstützung der Jugendanstalt Schleswig möglich geworden. Die Jugendanstalt Schleswig ist die Gesamtjugendanstalt des Landes Schleswig-Holstein und verfügt über 140 Haftplätze. Im Rahmen berufsvorbereitender Maßnahmen arbeiten die Jugendlichen in einer Holzwerkstatt und bauten unter Anleitung von Projektleiter Herrn Will in den letzten Wochen insgesamt 12 Bänke aus Holz, die mit der Aufschrift „Hier ist kein Platz für Gewalt Frauen“ versehen wurden. Die orangene Farbe wurde vom Berufsbildungszentrum Schleswig gespendet. Ein angebrachter QR-Code verweist auf die Internetpräsenz des bundesweiten Unterstützungsangebots „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“.

Um auf vielfältige Weise auf diesen Missstand aufmerksam zu machen veranstaltet Bündnis Frau zum 25. November weitere lokale Aktionen. So findet u.a. wieder die bewährte Brötchentütenaktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ an verschiedenen Orten statt. Ein besonderer Dank geht an die Bäckerei Schmidt aus Silberstedt, die mit ihrer großzügigen Spende von 800 Brötchen die Kampagne unterstützt.

[1] https://rheinische-landeskunde.lvr.de/de/alltagskultur/alltagskultur_themen/orange_days_beitrag.html

Folgende Veranstaltungen finden anlässlich des 25.11. in der Region statt:

• 25.11. Verteilung der Brötchentüten in verschiedenen Regionen
• 25.11. um 17:00 Uhr Eröffnung der Aktion Orange your city auf dem Weihnachtsmarkt in Schleswig
• 25.11. bis 10.12. Beleuchtungsaktion Stadtweg Schleswig – orangefarbene Beleuchtung
• 25.11. um 15:00 Eröffnung der Ausstellung „Auf der Flucht – Frauen und Migration “ Kulturladen im Stadtweg in Schleswig
• 23.11 bis 06.12: Animation zu „Nein zu Gewalt gegen Frauen“ in zwei Kinosälen im Capitol Filmpalast Schleswig
• 27.11. um 19:00 Uhr in der Bücherei Kropp - Lesung mit der Autorin Laura Baldini aus Wien „Aspergers Schüler“
• 27.11. um 15:00 Uhr Vortrag „Altersarmut und wirtschaftliche Unabhängigkeit“ im „Frauenzimmer“
• 28.11. um 18:00 Uhr: Filmvorführung „she said“ im Capitol Filmpalast Schleswig
• 29.11. um 14:30 Uhr - Kreativnachmittag in der Bücherei in Kappeln
• 30.11. 09:30 – 11:30 Uhr: „Ist das Liebe oder kann das weg?
  Wenn der Traum vom Glück zum Trauma wird. - Eine Informationsveranstaltung für Frauen über verletzende und krankmachende Strukturen in Partnerschaften.“ Anmeldung über das Frauenzentrum Schleswig über info@frauenzentrum-schleswig.de
• 01.12. ab 14:00 Uhr Tag der Offenen Tür im „Frauenzimmer“ in Kappeln
• 02.12. 14:00 Uhr - Workshop „Female Empowerment“ in der Bücherei in Kappeln
• 04.12. 18:00 Uhr - Andacht in der Kirche St. Nikolai in Kappeln

ZONTA „Orange Walk“

• 01.12. 17:00 Uhr - ZONTA „Orange Walk“ ab Rathaus in Kappeln
• 04.12. 16:00 Uhr – ZONTA „Orange Walk“, Treffpunkt Rathaus Kropp
• 08.12. 16:30 Uhr - ZONTA „Orange Walk“ ab Kulturladen Schleswig

Mitmachen und Farbe bekennen kann jede:r, sei es durch orangene Kleidung, Accessoires, eine Fahne, Kerze oder Laterne im Fenster – der Kreativität in Orange sind keine Grenzen gesetzt.
Auch im täglichen Miteinander kann jede Person etwas zu einem gewaltfreien Umgang beitragen: Hinsehen statt wegschauen, nachfragen, zuhören, sich positionieren und Betroffene an
Fachberatungsstellen vermitteln.

Hilfe für Betroffene und Unterstützer:innen gibt es:

Vor Ort unter

Bundesweit 24 Stunden am Tag
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen 116 016