Zu wenig Frauen im Rat
Frauen in die Politik von Karin Petersen-NißenImmerhin – an der Spitze der Ratsversammlung steht eine Frau. Doch neben Susanne Ross gehören nur sechs weitere Frauen der aktuellen Ratsversammlung an. Sieben von 31 – das sind gerade einmal 22,5 Prozent, wie Bürgervorsteherin Susanne Ross zu Beginn der jüngsten Sitzung beklagte. Anlass war das 100-jährige Jubiläum des Frauenwahlrechts in Deutschland.
„Da haben wir dringenden Handlungsbedarf“, mahnte die CDU-Frau. Mit ihrer Quote liegt die Schleswiger Ratsversammlung noch unter dem bundesweiten Durchschnitt von 25 Prozent Frauenanteil in kommunalen Vertretungen. Zudem ist die Quote bei der Kommunalwahl im Mai 2018 im Vergleich zur vorherigen Wahlperiode zurückgegangen: Im Mai 2013 waren direkt nach der Wahl neun Frauen unter den damals 27 Ratsmitgliedern, entsprechend einer Drittelquote.
Etwas besser sieht es für die Frauen in der anderen hier ansässigen Kommunalvertretung aus. Im Kreistag sorgen 16 Frauen bei 56 Abgeordneten für eine Quote von über 28 Prozent.
In den deutschen Landtagen sind es derzeit immerhin 30 Prozent, im aktuellen Bundestag fast genauso viel – oder wenig (30,9 Prozent).
Susanne Ross warf auch noch einen Blick in die Fachausschüsse. Ganz düster sieht es demnach im Bauausschuss aus: Dort beträgt die Frauenquote null Prozent. Wenig besser sieht es im Hauptausschuss aus: Neun Prozent der Mitglieder sind weiblichen Geschlechts. Die Mehrheit haben die politischen Frauen indes im Schulausschuss (54 Prozent). Und mit Babette Tewes gibt es wenigstens eine Frau, die einen Ausschuss leitet – den für Kultur, Sport und Tourismus. In allen anderen Ausschüssen leiten Männer die Sitzungen; den Ältestenrat, der besondere Aufgaben hat und keine Sachbeschlüsse fast, leitet wiederum Bürgervorsteherin Susanne Ross.
Eine Aussprache im Rat gab es nicht, stand das Thema doch gar nicht auf der Tagesordnung. CDU-Fraktionschef Holger Ley meldete sich dennoch zu Wort und gab zu bedenken, dass an der Spitze der Ratsversammlung immerhin eine Frauenquote von 100 Prozent umgesetzt sei.
Auch das wichtigste städtische Unternehmen, die Stadtwerke Schleswig, ist fest in Männerhand. Anders sieht an den Gerichten aus. Seit immerhin zehn Jahren ist Uta Fölster Präsidentin des Oberlandesgerichts. Und auch das Landessozialgericht wird von einer Frau geleitet: Christine Fuchsloch hat den Posten als Präsidentin seit acht Jahren inne. Maren Thomsen wiederum steht seit bald fünf Jahren an der Spitze des Oberverwaltungsgerichts. Susanne Bracker als Direktorin des Amtsgerichts erhöht noch die gute Frauenquote in der oberen Etage der Gerichtsbarkeit.
Quelle: https://www.shz.de/21657057 ©2018
Author: Joachim Pohl