Gender Mainstreaming - Was ist das?
Gender Mainstreaming bedeutet, bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig zu berücksichtigen, da es keine geschlechtsneutrale Wirklichkeit gibt.
Gender kommt aus dem Englischen und bezeichnet die gesellschaftliche, sozial und kulturell geprägten Geschlechtsrollen von Frauen und Männern. Diese sind - anders als das biologische Geschlecht - erlernt und damit auch veränderbar.
Mainstreaming (Englisch für „Hauptstrom“) bedeutet, dass eine bestimmte inhaltliche Vorgabe, die bisher nicht das Handeln bestimmt hat, nun zum zentralen Bestandteil bei allen Entscheidungen und Prozessen gemacht wird.
Gender Mainstreaming ist damit ein Auftrag
- an die Spitze einer Verwaltung, einer Organisation, eines Unternehmens und an alle Beschäftigten die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von Frauen und Männern
- in der Struktur,
- in der Gestaltung von Prozessen und Arbeitsabläufen,
- in den Ergebnissen und Produkten,
- in der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit,
- in der Steuerung (Controlling) von vornherein zu berücksichtigen,
um das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern effektiv verwirklichen zu können.
Warum Gleichstellung?
- Die Gleichbehandlung der Geschlechter und das Recht auf gleiche Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen sind grundlegende
- Die Gleichstellung von Frauen und Männern vergrößert die Gerechtigkeit in einer Gesellschaft, die zu annähernd gleichen Teilen aus Frauen und Männern besteht.
- Die gleiche Teilnahme und Teilhabe von Frauen und Männern in allen Bereichen derGesellschaft bedeutet die volle Verwirklichung von Demokratie. Die gleiche Einbeziehung von Frauen und Männern in die Politik führt zu einer anderen,ausgewogeneren Politik und gesellschaftlichen Entwicklung.
- Arbeit, Kreativität und Entscheidungsmacht auch von Frauen sind für die Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar.
- Gleichstellung bedeutet in vielfacher Hinsicht für Frauen und Männern eine höhere Lebensqualität und mehr Entscheidungsfähigkeit für die eigene Lebensgestaltung und zeigt für nachfolgende Generationen neue Lebensperspektiven auf.
Warum Gender Mainstreaming?
- Durch die Ausrichtung an der Lebensrealitäten beider Geschlechter wird die Wirksamkeit von politischen und verwaltungstechnischen Maßnahmen erhöht.
- Der Abbau von Diskriminierung vermeidet kosten, wie weniger Korrekturmaßnahmen nötig sind.
- Die Innovationspotenziale beider Geschlechter werden angesprochen und aktiviert.
- Dadurch steht eine größere Gruppe von qualifiziertem Personal zur Verfügung.
- Die Qualität von Dienstleistungen wird durch geschlechterspezifische Pass- und Zielgenauigkeit erhöht.
- Das Image von Politik und Verwaltung wird verbessert.
- Die Beschäftigten sind zufriedener und stärker motiviert.
- Starre und unproduktive Arbeitsstrukturen und –kulturen können durch Aufhebung von Geschlechtermonokulturen und durch die gleichmäßige Repräsentanz von Frauen und Männern schneller und besser überwunden werden.
Unterschiede zwischen Gender Mainsteaming und Frauenpolitik
Gender Mainstreaming und Frauenpolitik werden beide eingesetzt, um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen. Gender Mainstreaming ist dabei die Strategie, um geschlechtsspezifische Ausgangspositionen und Folgen einer Maßnahme zu bestimmen. Werden hierbei Benachteiligungen von Frauen oder Männern festgestellt, sind Frauenpolitik bzw. Männerpolitik die einzusetzenden Instrumente, um der jeweiligen Benachteiligung entgegenzuwirken.
Frauenpolitik
FRAUENFÖRDERUNG WIRD VON SPEZIELLEN ORGANISATORISCHEN EINHEITEN BETRIEBEN; DIE FÜR GLEICHSTELLUNGSPOLITIK ZUSTÄNDIG SIND; ETWA VON DER FRAUENBEAUFTRAGTEN IN EINEM UNTERNEHMEN ODER IN EINER BEHÖRDE.
Gender Mainstreaming
DEMGEGENÜBER SETZT GENDER MAINSTREAMING AUF DIE BETEILIGUNG ALLER AN EINER ENTSCHEIDUNG BETEILIGTEN PERSONEN. ES LIEGT NUN IN DER VERANTWORTUNG DER JEWEILS ZUSTÄNDIGEN – UND NICHT MEHR AUSSCHLIESSLICH IN DER VERANTWORTUNG ZWISCHEN MÄNNERN UND FRAUEN HERZUSTELLEN.
DER ANSATZPUNKT FÜR FRAUENFÖERDERPOLITIK IST EINE KONKRETESITUATION, IN DER DIE BENACHTEILIGUNG VON FRAUEN UNMITTELBAR ZUM VORSCHEIN KOMMT.
GENDER MAINSTRAMING SETZT DEMGEGENÜEBER BEI ALLEN POLITISCHEN ENTSCHEIDUNGEN AN, AUCH BEI DENEN, DIE AUF DEN ERSTEN BLICK KEINEN GESCHLECHTSSPEZIFISCHEN PROBLEMGEHALT HABEN.
ES KANN RASCH UND ZIELORIENTIERT GEHANDELT WERDEN;
DIE JEWEILIGE MASSNAHME BESCHRÄENKT SICH JEDOCH AUF SPEZIFISCHE PROBLEMSTELLUNGEN.
GENDER MAINSTREAMING DAGEGEN SETZT ALS STRATEGIE GRUNDLEGENDER UND BREITER AN. DIE UMSETZUNG DAUERT DAMIT LÄNGER; DER ANSATZ BEINHALTET.
JEDOCH DAS POTENZIAL FÜR EINE NACHHALTIGE VERÄNDERUNG BEI ALLEN AKTEUREN UND AKTEURINNEN UND BEI ALLEN POLITISCHEN PROZESSEN.
Unterschiede zwischen der institutionalisierten Frauenpolitik und dem Gender - Mainsteaming – Ansatz: Durch die Strategie des Gender Mainstreaming werden die unterschiedlichen Realitäten von Frauen und Männern bewusst und deutlich gemacht; die Beachtung der Geschlechterperspektive wird zu einem wesentlichen Entscheidungskriterium für die Geeignetheit und Qualität der Maßnahme.
Selbstverständlich kann Gender Mainstreaming auch zu Maßnahmen für beide Geschlechter führen, das heißt, Männer und Frauen können gleichermaßen durch gleichzeitige, aber unterschiedliche Maßnahmen profitieren. Ein Beispiel hierfür sind unterschiedliche Präventionsmaßnahmen und Anspracheformen im Gesundheitsbereich für Frauen und Männer.
Gender Mainstreaming führt jedoch dann zu gezielter Frauen- oder Männerförderungspolitik, wenn sich aus der Analyse ergibt, dass vor allem geschlechtsspezifische Benachteiligungen zu Lasten eines Geschlechts abzubauen sind.
Der Gender - Mainstreaming – Prozess macht institutionelle Frauenpolitik keinesfalls überflüssig, da die vorliegenden Analysen gezeigt haben, dass Frauen in weiten Bereichen noch benachteiligt sind. Das Instrument der Frauenförderung wird daher noch lange angewandt werden müssen! Neu ist, dass der Gender – Mainstreaming – Ansatz auch die Situation der Männer in unserer Gesellschaft mit in die Analyse einbezieht.